Bei der diesjährigen 75. Ausgabe der Berlinale wurde der Film „Das falsche Wort“ (1987) wiederaufgeführt. Im Anschluss gab es ein Gespräch mit Carmen Spitta, Tochter der Filmemacherin Melanie Spitta, und Petra Rosenberg.
Das Kino Arsenal am Potsdamer Platz war bis auf den letzten Platz ausverkauft, als am Nachmittag des 17. Februar 2025 die Weltpremiere der digital restaurierten Fassung des Films „Das falsche Wort“ von Melanie Spitta und Katrin Seybold stattfand. Die Sinteza Melanie Spitta, geborene Keck, ist Tochter einer Auschwitz-Überlebenden, deren Familie fast vollständig dem Holocaust zum Opfer fiel. In der Bundesrepublik engagierte sie sich von Beginn an in der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti; in den 1980er-Jahren produzierte sie mit der Regisseurin Katrin Seybold mehrere Filme, darunter „Das falsche Wort“.
Der Film zeigt, wie den Völkermord überlebenden Sinti die Anerkennung als Opfer rassischer Verfolgung verweigert wurde. Während Täter ihre Karrieren fortsetzten, waren die Überlebenden und ihre Kinder weiterhin Benachteiligung und Diskriminierung ausgesetzt. Melanie Spitta spürte zahlreiche Dokumente auf, die die Verfolgung aus rassischen Gründen nachweisen und Täterinnen und Täter beim Namen nennen. Durch ihren Film gab Melanie Spitta Überlebenden die Möglichkeit, ihr Stimme öffentlich zu erheben.
Mit großem Applaus ehrten die Zuschauerinnen und Zuschauer den restaurierten Film, und ehrten die verstorbenen Filmemacherinnen. Im Anschluss moderierten die Leiterin der Berlinale-Sektion Forum Barbara Wurm und die Filmwissenschaftlerin Gaby Babić ein Gespräch mit Melanie Spittas Tochter Carmen Spitta und Petra Rosenberg, der Vorsitzenden des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg.
Das Gespräch rückte die persönlichen Geschichten und das Engagement von Carmen Spitta und Petra Rosenberg in den Mittelpunkt. Petra Rosenberg erinnerte sich bewegt an ihre Begegnungen mit Melanie Spitta in der Gedenkstätte Ravensbrück und betonte, wie sehr sie von Melanie Spitta und ihrem Vater, Otto Rosenberg, geprägt wurde.
Carmen Spitta teilte Einblicke in ihre Kindheit und Jugend, die von der Auseinandersetzung ihrer Mutter mit dem Völkermord an Sinti und Roma geprägt war. Sie betonte, wie viel Kraft es ihre Mutter gekostet habe, als erste Sinteza Filme zu produzieren und sich mit den Verbrechen auseinanderzusetzen, die ihre eigene Familie betrafen. Carmen Spitta sieht sich in der Pflicht, das Lebenswerk ihrer Mutter zu bewahren und vor allem junge Menschen über den Völkermord aufzuklären. Sie setzt sich dafür ein, dass die seit Jahrhunderten in Deutschland beheimateten Sinti nicht länger als Fremde wahrgenommen werden.
Sowohl Carmen Spitta als auch Petra Rosenberg setzen mit ihrer Arbeit die würdevolle Erinnerung an Opfer des Völkermordes an Sinti und Roma, für die sich Melanie Spitta und Otto Rosenberg, gegen große Widerstände ihrer Zeit, eingesetzt haben, fort.
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