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Termine & Veranstaltungen

„Ein Zeichen der Mahnung und der Hoffnung zugleich“: Einweihung der Gedenktafel für die ermordeten Bernauer Sinti mit anschließender Lesung von Petra Rosenberg

Am 16. Mai 2023 kamen auf Einladung der Stadt Bernau bei Berlin Vertreter der Landespolitik ebenso wie Bernauer Bürgerinnen und Bürger am Denkmal für die Opfer des Faschismus auf dem Bahnhofsvorplatz in Bernau zusammen. Gemeinsam wurde die Gedenktafel für die ermordeten Bernauer Sinti eingeweiht und ihrer gedacht.

Begrüßt wurden die anwesenden Gäste durch André Stahl, Bürgermeister der Stadt Bernau bei Berlin. Im Anschluss folgten die Reden von Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma e.V. und der Gedenkstätte des Zwangslagers Berlin-Marzahn e.V., und des Staatssekretärs Tobias Dünow aus dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Musikalisch untermalt von Ferenc Snétberɠer enthüllten Petra Rosenberg und André Stahl gemeinsam die vom Bildhauer Reinhard Jacob gefertigte Kupferplatte. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Namen der 34 am 08. März 1943 von Bernau nach Auschwitz deportierten Sinti verlesen und in ihrem Andenken Blumen niedergelegt.

Der Setzung der Gedenktafel vorausgegangen war ein nahezu zweijähriger Entstehungsprozess, der auf der engen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bernau, dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V., Vertretern der Stadtpolitik und Bürgerinnen und Bürgern Bernaus fußte. Den Stein des Anstoßes hatte der in Bernau ansässige Soziologe Dr. Dieter Korczak gegeben.

Mit Blick auf die Bedeutung einer solchen Gedenktafel wie jener in Bernau mahnte Petra Rosenberg jedoch an, dass Bernau nicht der einzige Ort der Verfolgung gewesen sei: „Das, was in Bernau geschehen ist, war kein Einzelfall. Die Verfolgungsgeschichte wie die der Bernauer Sinti hat an vielen Orten Deutschlands auf ähnliche Weise stattgefunden.“ Die Einweihung der Bernauer Gedenktafel sei daher „ein Zeichen der Mahnung und der Hoffnung zugleich.“ So gäbe es in Deutschland noch einige Orte, an denen in Form einer solchen Gedenktafel an die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus erinnert werden müsste.

Im Saal des Kulturbahnhofs Bernau las Petra Rosenberg am Abend aus „Das Brennglas“, den Memoiren ihres Vaters Otto Rosenberg. Die Lesung nahm sie auch zum Anlass, um auf die Besonderheit des Einweihungsdatums der Gedenktafel einzugehen: „Wir erinnern heute auch an den 16. Mai 1944. Heute vor 89 Jahren, versuchte die SS, das sogenannte Zigeunerlager in Auschwitz-Birkenau zu liquidieren, was am Widerstand der Sinti und Roma scheiterte. Ein wichtiges Ereignis in der Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma, das zugleich den ersten Widerstand der internierten Sinti und Roma gegen ihre planmäßige Ermordung darstellt.“

In diesem Sinne bleibt die Gedenktafel an die ermordeten Bernauer Sinti nicht nur der Erinnerung an ihre Verfolgung, sondern auch an den gemeinsamen Widerstand gegen ihre Vernichtung gewidmet – ein Zeichen der Mahnung und Hoffnung.





© Fotos: Bernau LIVE

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