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Termine & Veranstaltungen

Solidaritätsaktion für Berlinale-Preisträger Nazif Mujic

Aus dem Leben eines Schrottsammlers

Wie sicher schon viele erfahren haben, ist der Berlinale-Preisträger Nazif Mujic, der im halbdokumentarischen Spielfilm „Aus dem Leben eines Schrottsammlers" einen Teil seines Lebens zeigt, im Februar mit nur 48 Jahren an den Folgen seiner Diabetes gestorben. Er musste, nachdem er in Deutschland kein Asyl fand, mit seiner Familie zurück nach Bosnien und konnte dort die medizinische Behandlung nicht bezahlen - eine Parallele ürigens zu dem Film, in dem seine schwangere Frau auch trotz lebensberdrohlicher Komplikationen nicht behandelt wird. Jetzt sind seine Frau Senada und die drei Kinder, Šemsa, Sandra und Danis auf sich allein gestellt und brauchen dringend Hilfe. Da der wichtige und mitfühlende Film von Oscarpreisträger Danis Tanović abseits der Berlinale nur wenige Zuschauer erreichte, gibt es jetzt die Gelegenheit, ihn nachzuholen und dabei die Familie zu unterstützen.

Der Filmverleih Drei Freunde und das fsk-Kino am Oranienplatz spenden die Einnahmen, und Regisseur und Autor Zoran Solumun, der die Spendenaktion ins Leben rief, moderiert die Vorstellung. (Wer auch ohne Film spenden möchte, mailt an: solomun@ohnegepaeck.com )

fsk-Kino am Oranienplatz, Sonntag, 5. August 2018, Beginn: 16:00 Uhr

Aus dem Leben eines Schrottsammlers - Epizoda u zivotu beraca zeljeza
Bosnien & Herzegowina / F / Slowenien 2013
75 Min., bosn. OmU

Regie & Buch: Danis Tanović

Schnitt: Timur Makarević Kamera: Erol Zubčević
Darsteller: Senada Alimanovic, Nazif Mujic, Sandra Mujic, Semsa Mujic

Berlinale 2013: Großer Preis der Jury, Preis für den Besten Darsteller

Eine Roma-Familie in Bosnien-Herzegowina, in einem Ort abseits der großen Stadt. Vater Nazif schlachtet alte Autos aus und verkauft die Metallteile an einen Schrotthändler. Mutter Senada hält das Haus sauber, kocht, bäckt und sorgt sich um die beiden kleinen Töchter.

Eines Tages verspürt sie einen stechenden Schmerz im Unterleib. In der Poliklinik erhält sie die Nachricht, dass etwas mit dem Baby in ihrem Bauch nicht stimmt: „Sie sagen, es sei tot.“ Eine Blutvergiftung droht, höchste Eile ist geboten. Doch Senada besitzt keine Krankenversicherung. Die Operation kostet weit mehr, als die Familie aufbringen kann, und der Chef des Krankenhauses lehnt es ab, die Frau zu behandeln.

Ein Wettlauf gegen die Zeit und die zunehmende Hoffnungslosigkeit Senadas beginnt … Danis Tanović verdichtet die Dramatik der Ereignisse, die existenziellen Nöte und die Todesangst der Beteiligten zu einer winterlichen Novelle. Dass die Laiendarsteller eine Episode aus ihrem eigenen Leben spielen, trägt wesentlich zur Authentizität und zum Realismus bei. Zugleich zeigt der Film Lebensmut und Überlebenskunst einer Roma-Familie. Einerseits ermöglicht der Film, den Zuschauer auf Distanz zu halten, indem er keine Psychologie einfließen lässt und nicht auf affine Reflexe, sondern auf Aufklärung setzt. Andererseits gibt er dem Zuschauer die Freiheit, Empathie zu entwickeln, obwohl er auf die übliche Dramatisierung/Zuspitzung verzichtet und eine beobachtende Haltung einnimmt.

Oder wie Katja Nicodemus in der Zeit schreibt: „Kaum zu glauben, wie einfach und unaufhaltsam der Bosnier Danis Tanović den Betrachter hineinzieht in seinen Film „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“. Auf ganz nüchterne Art ist Tanovićs Film eine große, geradezu widerwillige poetische Parabel, die die Fragen nach dem Wert des Lebens stellt. Es gibt keine Psychologie, kein Pathos, keine Musik. Nur eine beharrlich beobachtende Handkamera.“

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